Heute werden wir uns mit aktuellen Methoden der Kriegsführung beschäftigen. Auf der Medienseite des Chaos Computer Clubs gibt es mehrere Videos zum Thema „KI – künstliche Intelligenz und Krieg“: seit einem Jahr haben sich mehrere Wissenschaftler aus dem Umfeld des FIFF – Forum Informatikerinnen für Frieden bei mehreren Online-Hearings besonders mit HYPER-WAR-Technologien auseinandergesetzt.
HÖREN: rt233 - krieg und ki (künstliche intelligenz)
Wir haben aus den Dokumentationen einige Beiträge zusammengestellt und fürs Radio aufbereitet. Die kompletten Dokus mit mehr Beiträgen könnt Ihr selbst nachschauen, wenn Ihr auf die Webseite media.ccc.de geht und dort nach „KRIEG UND KI“ sucht.
EINFÜHRUNG
Bei der ARS ELECTRONICA 1991 in Linz mit dem bezeichnenden Titel „OUT OF CONTROL“ gab es einen unscheinbaren Automaten hinter einer Säule, einen Computer mit einem Schwarzweiss-Monitor. Darauf lief eine weiterentwickelte Version von Eliza, der künstlichen Psychotherapeutin, sozusagen dem ersten Chatbot überhaupt. Ein Programm, das der Informatiker Joseph Weizenbaum entwickelt hatte, um zu zeigen, dass Künstliche Intelligenz nicht an die Kommunikation mit Menschen herankommt. Mit dem Chatautomaten auf der Ars Electronica konnten wir rumspielen und selbst feststellen, dass die Muster der maschinellen Kommunikation damals noch sehr schnell zu durchschauen waren.
Beim ersten Cyberkongress im Deutschen Museum, 1991, wurde Virtual Reality im kleinen Kreis vorgestellt. Dort konnten wir zum ersten Mal ein Headset und einen Datenhandschuh ausprobieren. Es gab bei dieser Konferenz Menschen, die sich gerne einen Chip einpflanzen lassen wollten. Als wir während einer Pause im Hof des Deutschen Museums sassen, erzählte der Medien-Künstler Karel Dudesek von Ex-Jugoslawien während der ersten Jugoslawienkriege. Er hatte dort zum ersten Mal Raketen, Cruise Missiles in, durch die Strassen fliegen sehen. Ferngelenkte und sich selbst lenkende Raketen, unbemannte Flugkörper waren also gleich hinter den Alpen, sozusagen nur einen Katzensprung von München, schon vor mehr als dreissig Jahren auch in Europa im Kriegseinsatz.
Seitdem wurde „Künstliche Intelligenz“ als Kriegswaffe auf verschiedenste Weise auf den Schlachtfeldern der Welt eingesetzt und weiterentwickelt und wir können miterleben, wie sich der Chatautomat und die Cruise Missiles aus dem letzten Jahrhundert quasi geheiratet und zu einer neuen Art der Kriegsführung vereinigt haben: Im Hyperwar treffen Chatautomaten weitreichende Entscheidungen selbständig und Maschinen bekämpfen Maschinen UND Menschen ohne dass Menschen dabei eingreifen.
Bevor es mit den Beiträgen zum Hyperwar losgeht, gibt es eine kurze Begriffsklärung aus der Wikipedia:
Hybrid War
Hybride Kriegsführung ist eine Theorie der Militärstrategie, die politische Kriegsführung einsetzt und konventionelle Kriegsführung, irreguläre Kriegsführung und Cyberkriegsführung mit anderen Einflussmethoden wie beispielsweise gefälschten Nachrichten, Diplomatie und Einfluss auf Wahlen verbindet. Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition der hybriden Kriegsführung, manche diskutieren darüber, ob der Begriff überhaupt nützlich ist.
ZWISCHENMOD
Ganz allgemein können wir leicht für uns selbst festhalten, dass hybride Kriege alles umfassen, was analog und digital als Mittel zur Kriegsführung einsetzbar ist. Der Hybride Krieg ist damit quasi der ultimative Krieg, weil alles was dem Krieg hilft, für den Krieg eingesetzt wird. Danach wäre der Hybride Krieg dasselbe was Goebbels mit dem „Totalen Krieg“ gemeint hat. Im Hybridkrieg gibt es kein ruhiges Hinterland, das Schlachtfeld ist überall.
Wir beschränken uns in dieser Sendung jedoch auf den Hyperwar. Der Hybridkrieg ist die allgemeine Form des modernen Krieges, Hyperkrieg ist eine neue, hybride Form der Kriegsführung, deren Besonderheit die Geschwindigkeit sowohl im analogen Krieg durch Hyperschallwaffen und in der digitalen Kriegsführung durch maschinengestützte, automatisierte Systeme besteht.
Wikipedia erklärt Hyperwar so:
Hyperwar
Hyperkrieg ist ein Begriff, der sich auf eine algorithmische oder „KI“-gesteuerte Kriegsführung mit wenig bis keiner menschlichen Entscheidungsfindung bezieht. Aufgrund der autonomen Natur der Künstlichen Intelligenz könnte sie die Geschwindigkeit der Kriegsführung schnell erhöhen, insbesondere wenn sich mehr als eine Seite auf die KI verlässt. KI ist nicht auf neue Waffen wie Drohnen oder Cyberkrieg beschränkt, sie kann alle Formen der militärischen Planung beeinflussen.
Anmod Beitrag 1:
Der erste Beitrag stammt von Jakob Foerster von AI4Peace : Der kurze Schritt von bewaffneten Drohnen zu autonomen tödlichen Waffen.
Anmod Beitrag 2:
Christoph Marischka von IMI – der Informationsstelle Militarisierung wirft für uns einen Blick auf das „gläserne Gefechtsfeld“.
Anmod Beitrag 3:
Aaron Lye von FIfF – dem Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung stellt im folgenden Planungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Luftkampf der Zukunft vor.
Anmod Beitrag 4:
Elke Schwarz von ICRAC – dem International Commitee for Robot Arms Control setzt sich als nächstes kritisch mit der Ideologie des Silicon Valley auseinander.
Anmod Beitrag 5:
Christoph Marischka vom IMI, der Informationsstelle Militarisierung, gibt uns im letzten Beitrag einen aktuellen Überblick zu Drohnen im Ukraine-Krieg.
SCHLUSSMOD
Israel ist das Land, wo wir jetzt schon beobachten können, was uns schlimmstenfalls ALLE erwartet. Jedesmal wenn aus dem Gaza Raketen abgeschossen werden, versucht das fortschrittlichste Iron-Dome-System der Welt zu erkennen, was da angeflogen kommt und hyperschnelle Abwehrmassnahmen einzuleiten, also Abfangraketen loszuschicken, so dass im Idealfall 100 Prozent der anfliegenden Raketen eliminiert werden. Ein paar kommen trotzdem immer durch und schlagen irgendwo ein. Der Himmel über diesem Gebiet sieht dann aus, als hätte ein abstrakter Künstler mit einer Spraydose wilde, weisse Striche kreuz und quer an den Himmel gemalt. Das sind die Rauchschwaden der Raketen, der Raketen die angreifen und der Raketen die verteidigen.
Das Terminator-Zeitalter ist die Zeit, in der wir Menschen nur noch eine aussterbende Nebenrolle spielen. In dieser Zeit bekämpfen sich die Maschinen völlig autonom und jagen sinnfrei, ganz ohne Hintergedanken, letzte Reste von Biomasse, weil sich das so in ihrem Programmcode eingeschrieben hat.
Die Beiträge der Sendung und noch weitere zum Thema „Krieg und KI“ findet Ihr auf der Webseite media.ccc.de:
- Aktuelle Entwicklungen bei militärischen Drohnen am 25. Januar 2023
- Video des Online-Hearings "Krieg mit künstlicher Intelligenz vom 10.3.2022
Der Arbeitskreis Drohnen wurde 2019 von Aktivist*Innen aus Organisationen, Netzwerken und Kampagnen der deutschen Friedensbewegung gegründet mit dem Ziel, die gesamte Bandbreite zivilgesellschaftlicher Bewegungen zu vernetzen, die sich engagieren gegen:
- Verletzungen grundlegender Menschenrechte durch militärische Drohnen zu Überwachung und bewaffneten Einsätzen
- Forschung und Entwicklung für autonome Waffensysteme
- Roboterisierung von Waffensystemen mit künstlicher Intelligenz
- einen überhöhten Ressourcenverbrauch für militärische Technologien
ABMOD
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Das Medienmagazin Radiotipi gibt es jeden vierten Montag im Monat bei Radio-T aus Chemnitz. Anregungen und Kritik gerne per Email an: redaktion@radiotipi.de.
Wir wünschen Euch ein stressfreies, langes Leben. Vielen Dank fürs Zuhören.
rt233 – krieg und ki (künstliche intelligenz)
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